BR am 03.04.2021 (Wiederholung vom 23.03.2019):

Häuser im Knittl-Stil "Zeitlos schön"

in der Sendung "Zwischen Spessart und Karwendel"


Bayern 2 Radio:

Häuser erzählen Lebensgeschichten

Beispiele aus 2 Jahrhunderten vom Starnberger See

Samstag, 22.06.2019 Bayern 2 in der Sendung „Zeit für Bayern“ 12:05 bis 13:00 Uhr (als Podcast verfügbar siehe oben)

 

Von Christine Gaupp

Früher war die Eingangstür gleichsam der Händedruck, mit dem man einen Gast empfangen hat, heute soll sie vor allem einbruchsicher und funktionell sein. Vorgärten mussten wuchtigen Doppelgaragen weichen und Holztreppenhäuser hat man wegen des Brandschutzes durch China-Granitplatten ersetzt.

Es ist freilich Geschmackssache, ob einem moderne Fertighäuser mit viel digitaler Technik besser gefallen, als Holzvillen mit Zierfachwerk, Sprossenfenstern und knarzenden Holzböden. Doch es lässt sich nicht leugnen, dass uns in alten Häusern eine andere Atmosphäre umfängt. Sei es, weil in den Mauern auch noch die Geschichten der einstigen Bewohner gespeichert sind, sei es, weil früher einfach wertigere Materialien in Handarbeit verbaut wurden. Die Sendung zeigt anhand der Geschichte der Baumeisterfamilie Knittl aus Tutzing, wie sich das Bauhandwerk vom 19. Jahrhundert bis heute verändert hat. Was man - für wen - wie gebaut hat. 

Wir besuchen Häuser, die die Baumeister Knittl in den verschiedenen Jahrzehnten gebaut haben: ein einfaches Handwerkerhaus, ein Landhaus einstiger Sommerfrischler, den Künstlerwohnsitz einer alleinerziehenden Dichterin der Schwabinger Bohème und einen herrschaftlichen Gutshof - und lassen uns auch von den heutigen Bewohnern erzählen, wie es sich darin wohnt. Und ob es sich gelohnt hat, das Alte zu erhalten. Dabei stellt sich ganz von allein die Frage, was uns heute wichtig ist beim Bauen und Wohnen.


BR am 23.03.2019 in der Sendung "Zwischen Spessart und Karwendel"


Rezension in "Schönere Heimat", Bayerischer Landesverein für Heimatpflege e.V., Ausgabe 1/2019


 

Stefanie Knittl

Häuser erzählen Geschichten

Die Baumeisterfamilie Knittl am Starnberger See (1872-1987)

 

Vor drei Jahren stieß eine Ausstellung im Ortsmuseum in Tutzing unter dem Titel: „Knittl, Baumeister, Tutzing – Häuser und Villen am Starnberger See“ auf großes Interesse. Die Kuratorin Stefanie Knittl hatte mit dem Thema einen Nerv getroffen, denn viele Menschen nehmen wahr, dass sich der Ort, in dem sie leben, immer mehr baulich verändert und diese Veränderungen das gesellschaftliche Zusammenleben beeinflussen. Eine Entwicklung, die in den letzten Jahrzehnten nicht nur in Tutzing und am Starnberger See, sondern in vielen beliebten Wohngegenden spürbar ist. Auf der einen Seite stehen Bauboom und steigende Immobilienpreise, auf der anderen zunehmender Strukturwandel auch auf dem Land und ein deutlicher Verlust an individueller Lebensqualität.

Nun hat Stefanie Knittl ein mit zahlreichen Zeitdokumenten und Fotografien ausgestattetes Buch über die Baumeisterfamilie Knittl, ihre Häuser und Villen geschrieben, sowie über die Menschen, die in ihnen wohnten.  

Die Firma Knittl, einst größtes Baugeschäft am Starnberger See, prägte über vier Generationen und einen Zeitraum von 115 Jahren das Bauen und Wohnen in der Region. Der Zeitgeschmack der Architektur, die wirtschaftliche Lage, familiäre Umstände und persönliche Fähigkeiten der Knittl-Baumeister waren bestimmend für den Erfolg und das Ende einer typischen Handwerkerfamilie. Wie auch viele andere alteingesessene regionale Arbeitgeber erreichte ihre Karriere im Goldenen Zeitalter des Bauens während der Prinzregentenzeit in Bayern den Höhepunkt. Und wie so viele andere musste die Firma Knittl ihre Tore schließen, als der Wettbewerbsdruck im Laufe der Jahre durch Billiganbieter zunahm und sie dem wirtschaftlichen und sozialen Umbruch nicht mehr gewachsen war.

Stefanie Knittl dokumentiert auf insgesamt 300 Seiten mit 345 Abbildungen das historische Bauen von Landhäusern, Villen, Wohn- und Geschäftshäusern, Hotels, Gastwirtschaften, landwirtschaftlichen Gebäuden sowie Hütten, Brücken und Mauern rund um den Starnberger See. Die Schauplätze befinden sich in Tutzing, Feldafing, Garatshausen, Pöcking, Starnberg, Bernried, Seeshaupt sowie am Ostufer und in den Voralpen. Darüber hinaus beschäftigt sich das Buch mit den geschichtlichen Hintergründen, historischer Baulogistik und weiteren Baumeistern, Architekten und Bauhandwerkern, die in der Region Einfluss nahmen. Insbesondere aber, und hier liegt der große Reiz von Stefanie Knittls Buch, werden die vielen  „kleinen“, bisher eher unbekannten Geschichten jener Häuser erzählt, deren Bewohner in Verbindung mit ihrem Zuhause einen Eindruck vom ursprünglichen gesellschaftlichen Leben am Starnberger See vermitteln. Erzählt wird Orts-, Regional- und Architekturgeschichte, aber eben auch und vor allem die Geschichte des Wohnens und Lebens am Starnberger See. Diese Geschichte darf nicht in Vergessenheit geraten, denn sie zeigt, dass die Lebensqualität mit Blick auf die Alpen und den See ein ebenso hohes wie vergängliches Gut darstellen kann. Ungeachtet vieler marktwirtschaftlicher Interessen geht von alten Häusern nach wie vor ein besonderer Zauber aus. Diesen Zauber fängt Stefanie Knittels Buch vor dem Hintergrund der Geschichte des Bauens und Wohnens ein – ein lesenswerter Beweis, warum es bis heute so viele Menschen an den Starnberger See zieht.

 

Stefanie Knittl: Häuser erzählen Geschichten. Die Baumeisterfamilie Knittl am Starnberger See (1872-1987).

Apelles Verlag, Starnberg 2018. 300 Seiten. Mit 345 Abbildungen. ISBN 978-3-946375-05-0

 

Erhältlich ab Mitte Juni 2018 in den Tutzinger Buchhandlungen, in ausgewählten Verkaufsstellen in Feldafing, Pöcking, Bernried, Seeshaupt, Münsing, Starnberg und unter www.villaknittl.de zum Preis von € 39.80.